„Die ganze Welt ist verunsichert. Menschen haben Ängste und befürchten das Schlimmste!“.
Abstand halten, so hat es uns am Sonntag unsere Kanzlerin ans Herz gelegt. Nicht nur zu unserem eigenen Schutz, sondern vor allem auch zum Schutz derer, die ein erhöhtes Risiko durch eine Vorerkrankung haben.
Menschen halten Abstand und beobachten den anderen skeptisch. Husten in der Öffentlichkeit ist für alle Beteiligten ein Balanceakt. Nicht mehr Nähe ist sympathisch, sondern Abstand halten. Solidarität durch Abstand – welch‘ paradoxe Lage. Aber man kann auch die Zeit des Abstand-Haltens positiv gestalten: Mit Freunden und Bekannten mal ein längeres und intensiveres Telefonat führen. Von seiner Terrasse oder seinem Balkon aus dem Nachbarn freundlich winken.
Nähe ist für uns Menschen eine Herzensfrage. Es betrifft uns als Mensch ganz fundamental, denn wir brauchen Zeichen der Zuneigung.
In diesen schwierigen Zeiten wird sich das unter dem Vorzeichen des Abstands zeigen und beweisen müssen.
Ich wünsche Ihnen ganz viel „Nähe auf Abstand“.
Liebe Mitchristen,
liebe Freunde,
vielleicht sind Sie auch verunsichert und haben Sorgen, um Personen aus der eigenen Familie und Umgebung, die Ihnen und uns am Herzen liegen, oder Ihre eigene Gesundheit. Angesichts dieser Sorgen sind wir hilflos.
Wir können nicht viel tun.
Was kann uns helfen! Und wer?
Liebe Freunde, ich möchte Sie ermutigen, dass Sie in diesen Tagen, in denen die meisten von uns fast gezwungen sind „mehr freie Zeit als sonst“ zu haben, einmal die Heilige Schrift in die Hand zu nehmen und darin zu lesen.
Es gibst so viele Stellen, in denen uns Trost zugesprochen wird.
Wenn ich in diesen Tagen in der Bibel lese, höre ich dabei im Geiste immer wieder die Worte Johannes Pauls II., die er bei seiner Amtseinführung am 22. Oktober 1978 in Rom den Menschen auf dem Petersplatz und in der ganzen Welt zurief:
„Non abbiate paura! Aprite, anzi, spalancate le porte a Cristo! Alla sua salvatrice potestà aprite i confini degli stati, i sistemi economici come quelli politici, i vasti campi di cultura, di civiltà, di sviluppo. Non abbiate paura! Cristo sa cosa è dentro l’uomo. Solo lui lo sa!“
(Übersetzung: Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß, »was im Innern des Menschen ist«. Er allein weiß es!)
Die Bibel greift an vielen Stellen die menschliche Erfahrung von Angst auf und setzt ihr ein „Fürchte dich nicht“ entgegen.
Angesichts der Herausforderungen und Gefahren unserer Tage möchte man fragen, ob die Bibel mit diesem frommen Mantra nicht naiv ist.
Gut 200 mal kommt dieses Wort in der Bibel vor. Unseren Ohren ist es sehr geläufig, daher überliest man es gerne. Aber das „Fürchte dich nicht“ ist viel mehr als eine fromme Floskel.
Wenn die Bibel eine konkrete Anweisung so oft wiederholt, dann sollten wir aufhorchen, hellhöriger werden. Ihr Wort gilt auch uns Menschen in einer modernen Welt – ganz besonders in diesen Tagen, in denen uns fast nur negative (Hiobs-)Botschaften erreichen.
Ich grüße Sie herzlich aus dem Pfarrhaus in Steinheim. Dass wir uns in diesen Tagen nicht mehr persönlich begegnen, macht mich sehr traurig. Ich möchte als euer Pfarrer mit Ihnen gerne in Verbindung bleiben und ein „Offenes Ohr“ für Sie haben!
Wenn Sie das Bedürfnis haben, können Sie mich vormittags (zwischen 10.00 und 12.00 Uhr) gerne anrufen oder mir eine E-Mail an folgende Adresse schreiben: Alin.Kausch@drs.de
In Verbindung bleiben ist unter den aktuellen Umständen nicht einfach.
Es fehlt uns allen die persönliche Begegnung und das Reden von Angesicht zu Angesicht. Wir glauben an einen Gott, für den die persönliche Begegnung „lebensnotwendig“ ist.
Wir sind in einem Ausnahmezustand und gerade da soll der Glaube tragen.
Es soll uns eine tägliche Übung sein, mit Gott in Verbindung zu bleiben und ihm für das Leben zu danken. Versuchen wir jeden Tag zu beten und mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Gemeinsam tut man sich dabei leichter. Ich werde jeden Tag von 18:40 Uhr bis 18:45 Uhr die Glocken unserer Kirchen läuten lassen.
Ich lade Sie ein, dort, wo Sie sich befinden, in dieser Zeit eine Kerze anzuzünden und mit mir gemeinsam zu beten. Dann sind wir mit Gott und untereinander verbunden. Im Anschluss an dieses Gebet werde ich für uns alle eine Eucharistie feiern. Wenn Sie ein besonderes Anliegen haben, melden Sie sich bei mir via Telefon oder E-Mail bis 16.00 Uhr. Ich nehme es in den Gottesdienst mit und werde es vor Gott tragen.
Bleiben wir in Verbindung. Ich bete für Sie, beten Sie auch für mich.
Vielen Dank!
In einem bekannten Kirchenlied heißt es: „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott Dich fest in seiner Hand.“ Mit diesem Wunsch sende ich Ihnen segensreiche Grüße.
In Verbundenheit,
Ihr und Euer don Kausch