Liebe Freunde,
liebe Gemeindemitglieder,
nachdem wir im vergangenen Jahr überhaupt nicht Ostern feiern konnten, wird es auch in diesem Jahr ganz anders als wir es sonst gewohnt waren.
Bei den Nachrichten der letzten Tage haben sich sicherlich viele die Frage gestellt: „Wie wird es nun mit unserem Osterfest in diesem Jahr sein?“
Alles ist momentan wieder einmal im Ausnahmezustand.
Durch die in den letzten Tagen rasant steigenden Zahlen der Neuinfektionen müssen Menschen sich erneut oder vielmehr immer noch aus dem Weg gehen: „Körperliche Distanz und Abstand“ lautet die Devise. Gleichzeitig gibt es nach all den Monaten der Distanz sehr viele Menschen unter uns, bei denen der Wunsch nach einem Treffen, nach einer Begrüßung näher als zwei Meter oder einer Umarmung sehr groß geworden ist. Besonders schlimm ist die Lage in unseren Krankenhäusern und Altenheimen, wo die Menschen zum Teil sehr einsam sind, da sie kaum einen Besuch aus der Familie empfangen dürfen. Aber nicht nur unser Alltag hat sich dadurch geändert. Auch unser kirchliches Leben, wie wir es kennen, ist praktisch fast zum Erliegen gekommen. Keine Präsenz-Gottesdienste ohne Voranmeldung und strenge Hygienemaßnahmen, keine Veranstaltungen in unseren inzwischen fast verlassenen Gemeindehäusern und unsere Ministranten können kaum mehr einen Dienst am Altar verrichten, da immer nur zwei pro Wochenende ministrieren dürfen.
Liebe Freunde, ich empfinde das als eine Zeit der Gegensätze: Zwischen Sehnsüchten und der Realität.
In diesen Tagen hören wir die Erzählung der Ostergeschichte: Maria Magdalena, Simon Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, werden zu den ersten Zeugen der Auferstehung. Zunächst liegt auf ihren Herzen die Trauer des Karfreitags. Die Jünger sperren sich ein, die mutigen Frauen kümmern sich voll Schmerz um das Grab Jesu. Bei der Begegnung mit dem Gärtner versteht Maria Magdalena nach und nach, dass Jesus lebt und auferstanden ist. Große Freude macht sich breit. Sie rennt zu den Jüngern und erzählt, was sie erlebt hat. Simon Petrus und Johannes eilen schnell darauf an das Grab und verstehen nach und nach die Worte Jesu neu, dass er sterben und auferstehen werde. Es ist eine Zeit der Gegensätze
Aber mal ganz ehrlich unter uns gesagt: ist nicht die ganze Osterbotschaft voller Gegensätze?
Es geht mit dem „Hosianna“ beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag los, das ein paar Tage später ins „Kreuzige ihn“ umschlägt. Statt des Jubels kommt die kalte Dusche: der Verrat und das Kreuz an Karfreitag. Bestürzung und Angst machen sich in den Kreisen seiner Anhänger breit. Die Dunkelheit an Karfreitag nimmt seinen Freunden die Perspektive.
Und trotzdem…es bleibt nicht dabei…es geschieht was geschehen muss…das Licht der Auferstehung erleuchtet in unser aller Dunkelheit…
Die Dunkelheit und der Tod haben keine Macht mehr über das Leben. Das ist für mich Ostern.
Als Zeichen dieser Botschaft entzünden wir in der Osternacht das Licht der Osterkerze.
Ein Zeichen der Hoffnung,
der Zuversicht,
ein Zeichen des Lebens.
…und dann können wir beten und behaupten:
Ostern ist da wo ein Mensch sagen kann: „Es hat doch Sinn!“
Wo ein Mensch „gegen alle Hoffnung“ weiß: es wird doch gut werden!
Wo ein Mensch sich annehmen kann, weil er erfährt: ein anderer nimmt mich an, so wie ich bin ohne mich ständig verändern zu müssen!
Wo ein Mensch barmherzig ist, weil er glauben kann: Gott ist meine Barmherzigkeit!
Wo ein Mensch loslassen kann, weil er weiß: ein anderer hält mich!
Wo ein Mensch gütig ist, ohne Lohn zu wollen, weil er weiß: in Jesus ist mir die Güte begegnet!
Wo ein Mensch auflebt, weil er glauben kann: Gott wartet auf mich!
Wo ein Mensch im Glauben erfährt: ich bin geliebt!
Da ist Ostern erfahrbar für Sie und für mich…für uns alle…für unsere Welt. Halleluja!
So wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen ein von solcher Erfahrung reiches und gesegnetes Osterfest 2021!
Ihr und Euer
don Alin Kausch