Liebe Gemeindemitglieder,

Mit dem bekannten Zitat des großen Philosophen Heraklit: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“, möchte ich meine Verabschiedungsworte beginnen.

Meine ersten Erfahrungen als Pfarrvikar und Pfarrer habe ich hier in der Seelsorgeeinheit Gerstetten-Steinheim machen dürfen. Mein Dienst hier in der Seelsorgeeinheit geht nun zu Ende. Die Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse, die ich hier gesammelt habe, kann ich nicht in einfache Worte fassen.

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, dieser viel zitierte Satz von Martin Buber kommt mir in den Sinn; wenn ich an die letzten fast elf Jahre denke, in denen ich hier bei Ihnen in der Seelsorge leben und vieles erleben durfte.

Ich habe nicht nur viel Nachsicht und Verständnis, sondern auch Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren und fühlte mich bei Ihnen auf-und angenommen. Beeindruckt hat mich vom ersten Moment an die Offenheit, Herzlichkeit und das Wohlwollen, mit dem ich von Ihnen empfangen und all die Jahre begleitet wurde. Dies alles beschränkte sich nicht nur auf meine Katholischen Kirchengemeinden, sondern auf alle Menschen in Steinheim und Gerstetten, denen ich während meiner Zeit hier begegnen durfte.

Diese Erfahrungen, mit denen ich so reich beschenkt wurde, haben sich tief in meinem Herzen eingeprägt und ich werde sie als Schatz dort aufbewahren. So ist der Dank für all das Gute, das ich erleben durfte, größer als der Schmerz, Abschied von Menschen nehmen zu müssen, mit denen ich ein Stück des Lebensweges gegangen bin.

Viele Ereignisse gab es in dieser Zeit. Ich erinnere mich an viele und schöne Feste, feierliche Gottesdienste, Spendung der Sakramente, Erstkommunionen, Firmungen, die Geburtstage, Hochzeiten und Trauerbesuche und vieles, vieles mehr.

Eine bewegte Zeit mit vielen Begegnungen, eine Zeit, in der ich mit Ihnen zusammen unterwegs war auf dem Weg des Glaubens.

Allen, die mir in den elf Jahren in der Kirchengemeinde als eine „Großfamilie“ zur Seite standen, gilt mein besonderer Dank. Das Miteinander ist das Wichtigste. So danke ich allen, die mich in dieser großen Familie getragen und manchmal auch ertragen haben. Gerne werde ich an alle zurückdenken, besonders an die, die liebe- und würdevolle Dienste geleistet haben – insbesondere an die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Besonders werden mir diejenigen am Herzen liegen, die mir persönlich ganz nahe waren mit ihrem guten Rat, durch Wort und Tat, mit ihrer Hilfe und im Gebet. Gerne habe ich meinen Dienst als Pfarrer in Steinheim und Gerstetten geleistet.

Der Fluss besteht aus Wasser und einem Ufer. Das Wasser fließt immer weiter, aber das Ufer bleibt immer am gleichen Ort. Das Wasser muss auf seinem Weg das Ufer ständig verabschieden.

Mit diesen Worten von Hermann Hesse möchte ich mein Schreiben an Sie beenden: „Es muss das Herz bei jedem Lebensruf bereit zum Abschied sein und neu beginnen, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre neue Bindungen zu geben. Und in jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. „

Am 17. September feiere ich in der Heilig Geist Kirche in Steinheim meinen Abschiedsgottesdienst. Ich würde mich freuen, Sie alle in diesem Gottesdienst wieder zu sehen und mich in Ihr Gebet einzuschließen.

Anfang Oktober fliege ich nach Indien zu meiner Ordensgemeinschaft. Ich weiß nicht, was für eine Aufgabe ich übernehmen muss. Auch wenn es mir nicht leicht fällt, von hier zu gehen, freue ich mich auch auf die neuen Tätigkeiten in meinem Orden.

Ihnen, liebe Gemeindemitglieder, wünsche ich Gottes reichen Segen und weiterhin viel Energie und Freude im Gemeindeleben. Meinem Nachfolger Pfarrer Kausch wünsche ich in dieser lebendigen Kirchengemeinde Gottes Segen und eine freundliche und offene Aufnahme.

Ihr Pater Georg